Home

Dr. Bouda hat "gezaubert" - BV am 08.04.06 in Domazlice (CZ)

 

Obwohl ich viel lieber ausgeschlafen hätte (da vergeht die Zeit schneller), sind wir um 8 Uhr morgens zum Frühstück. Ich kann keinen Tag ohne Kaffee beginnen, die OP war für ca. 14 Uhr angesagt und 6 Stunden vorher darf man nichts trinken, essen, rauchen... Also raus aus dem Hotelbett, meinen Kaffee brauch ich einfach und Nikotin musste 6 Stunden vorher auch noch sein! Gegessen hab ich dann doch etwas, bis abends nichts im Magen ist sicher nicht so gut für den Kreislauf.

 

Nach dem Frühstück haben wir dann erstmal das Zimmer bezahlt, durften bis mittags unsere Sachen aber im Zimmer lassen. Danach sind wir dann zur Ablenkung und Zeitvertreib auf den Marktplatz von Domazlice und haben dort in allen Läden gestöbert und sind durch die vielen kleinen Gassen gewandert.

Vorsicht! Die Polizei ist dort nicht kleinlich, wir beobachteten, dass sie speziell bei Ausländern gern mal die Parkkralle anlegen... Parken ist dort, wie alles andere auch, extrem billig, das sind Cent-Beträge, also sollte man sich das lieber leisten!
Mein Freund war richtig süß, er hat sich sehr oft seine heiß geliebten Zigaretten verkniffen und wenn er es doch nicht aushielt, hat er sich entschuldigt und immer wieder dann einen Zug genommen, wenn er meinte, ich sehe es nicht.

Gegen Mittag sind wir zum Essen gegangen, naja er. Mir hat es aber komischerweise nichts ausgemacht nur dabei zu sitzen. Eine Zigarette konnte ich mir dann aber doch nicht verkneifen. Obwohl noch massig Zeit war sind wir zurück zum Hotel gefahren und haben unterwegs noch einen kleinen, richtig schön angelegten Park entdeckt. Darin sind wir herum gelaufen, wir hatten ja Zeit und beide waren wir nervös und die Zeit verging und verging einfach nicht. Thema war natürlich immer die bevorstehende OP, auch wenn wir bewusst über andere Sachen sprachen, kamen wir immer wieder auf dieses Thema zurück.

Um ca. 12 Uhr fuhren wir dann endgültig zum Hotel und haben alles ins Auto gepackt, schön laaaaangsam, weil die Uhrzeiger genauso laaaangsam gingen... Um 13 Uhr sollten wir in der Klinik sein und waren ne halbe Stunde vorher schon dort.

 

Dieser Vormittag war eigentlich das Schlimmste an der ganzen Sache – die Warterei hat uns beide sehr zermürbt!

 

Im Krankenhaus angekommen, sind wir zur Kinderstation (Radka erklärte am Vortag nach dem Beratungsgespräch ja, dass wir dort untergebracht sind), mussten klingeln und trafen auf eine leicht genervte Krankenschwester, die - unser Anschein - nicht wusste wie sie uns unterbringen sollte. Wir hatten den Eindruck, wir bringen ihre Planung durcheinander. Wir mussten einige Minuten warten und bekamen schließlich unser Zimmer, nachdem sie ein Mädchen umquartiert hatten. Ich packte aus, irgendwie musste ich mich beschäftigen, und dann warteten wir auf die Dinge, die kommen sollten. Unsere Ausweise wurden eingesammelt, wir bekamen sie aber nach ein paar Minuten zurück. 14 Uhr rückte immer näher und nichts passierte! Wir wurden beide immer nervöser. Wir überlegten sogar, ob Radka und Dr. Bouda überhaupt wissen, dass wir angekommen sind... und sind schließlich zu den Schwestern vor ins Stationszimmer. Dort riefen sie Radka an und gaben mir den Hörer. Radka bedankte sich für den Anruf, begrüßte uns und sagte, wir sollten warten, es dauert noch ein bißchen. Also haben wir wieder gewartet, die Minuten zogen sich wie Stunden. Mein Freund wäre am liebsten mal raus zum Rauchen, hatte aber Angst, dass ich genau in dem Moment abgeholt werde.


Dann ging es plötzlich sehr schnell, kurz vor 14.30 Uhr kamen die Schwestern und ein Pfleger (der leider keinerlei Deutsch sprach), legten mir den grünen, netten OP-Kittel auf Bett und ich zog mich erst aus dann den hübschen Kittel an. Der Pfleger deutete immer auf meinen Slip, ich soll ihn ausziehen. Nein, Dr. Bouda sagte, den kann ich anlassen - aber nix da, der Pfleger war unerbittlich. Also zog ich ihn halt aus, was solls... Ich mußte mich ins Bett legen und wurde aus dem Zimmer geschoben, mein treu ergebener "Schatten" (mein Freund) immer hinterher. Auf dem Weg zum Aufzug kamen mir kurz die Tränen und ich hatte leichte Panik, dachte immer nur "Wo bleibt denn die berühmte LMAA-Tablette???". Auch mein Freund hat sich einmal über die Augen gewischt, er sah nicht wirklich gut und glücklich aus...
Wir fuhren ein Stockwerk nach oben und ich wurde im breiten Gang vor einer Schiebetür geparkt, die der Pfleger öffnete und eine andere Patientin (Naddi aus dem Forum, bereits operiert) mit ihrem Bett heraus schob. Ich kannte sie ja schon vom Vorabend und da sie wach war, fragte ich wie es ihr geht. Es geht ihr gut und es ist nicht schlimm, meinte sie. Mein Freund und ich waren erleichtert, schauten uns an und bevor wir uns voneinander verabschieden konnten, hat mich der Pfleger durch die Schiebetür geschoben !

 

Hinterher erzählte mir mein Freund, das war für ihn das schlimmste, ich fuhr weg, Tür zu und das war es. Er sagte, er stand da und konnte nicht so ganz fassen, dass ich nun wirklich ohne Verabschiedung weg war und hat nur darauf gewartet, dass ich aus der Tür gerumpelt komm, er hätte mich mit offenen Armen empfangen!!!

 

Ich selbst war in einer Art kleinem Kämmerchen und schon beim Reinfahren hat mich von links eine nette Stimme angesprochen "Hallo Frau ..., nicht erschrecken, ich bin ... Ihr Anästhesist". Er stand hinter einer Art großer Durchreiche, durch die ich krabbeln und auf einem Liegestuhl Platz nehmen sollte. Er redete weiter mit mir in perfektem Deutsch (!!!) und gab mir eine grüne OP-Haube, die ich aufsetzen sollte. Ich witzelte noch und fragte ihn, ob ich sie behalten könne und er meinte "Klar, die ist ja bezahlt" (die Haube fanden wir später in meinem Bett wieder und ich hab sie wirklich als Andenken mit nach Hause genommen). Er schob mich einen Gang entlang, in dem einige OP-Tische standen, und ich landete schließlich in einem kleinen, schmalen Zimmerchen mit vielen Ober- und Unterschränken. Er ging mit mir nochmal den Narkosebogen durch, den ich daheim schon ausgefüllt hatte, und erklärte mir alles zur Narkose, stellte auch noch einige Fragen, stellte mir die Narkoseschwester vor. Dann sollte ich mir einen BH aussuchen (die Größe jedoch nicht, nur die Form und Art) und ich wählte einen Z-Bra (fester Kompressions-BH). Ich fragte ihn, ob es möglich ist einen zweiten zu bekommen, da ich beim Beratungsgespräch vergessen habe, dies Dr. Bouda zu sagen. Er sicherte mir einen zweiten zu (der beim späteren Aufwachen auch schon in meinem Zimmer lag und nicht mal berechnet wurde).

Dann sollte es los gehen und die Tür zum OP-Saal wurde geöffnet. NEIN, ich hab doch keine LMAA-Tablette bekommen, die ganze Zeit warte ich schon darauf, dass mir alles egal ist (lachend meinte er, die brauchen Sie nun nicht mehr) und ich muss ganz dringend mal für kleine Mädchen! In dem Moment hab ich dann wohl kurz mal deren Plan über den Haufen geworfen, er schaute mich total verdutzt an, überlegte kurz und fragte dann die Schwester, ob sie mich wohl bringen könne und mich, ob das wohl barfuss ging. Klar geht das! Also sind wir den Gang zurück, um die Schleuse herum, einen Gang entlang und da saß ich dann schließlich, hab meine Zehen betrachtet und mich gefragt, ob ich das nun wirklich mache oder lieber wieder heim fahre, ob ich wohl den Ausgang aus dem OP-Trakt finde und meinen Freund? War aber nur ein kleiner Anflug, hab tief Luft geholt und bin mit der Schwester zurück in das Kämmerchen, wollte dort wieder auf dem Liegestuhl Platz nehmen. Der Narkosearzt lachte aber wieder, die paar Schrittchen schaffen Sie aber doch nun auch zu Fuß. Also hinein in den OP-Saal, dort sah alles hypermodern aus und sehr, sehr sauber! Ich nahm auf dem OP-Tisch Platz und der nette Narkosearzt erklärte mir alles weitere. Die Armlehnen wurden ausgezogen und rechts hat eine Schwester Blutdruck gemessen und diese Fingerkappe aufgesetzt. Links hat sich der Narkosearzt mit meiner Hand beschäftigt um die Kanüle zu legen. Von rechts kam Dr. Bouda in den OP und hat mich fröhlich begrüßt und hat meinen Oberkörper gleich mal als Zeichenbrett her genommen.
Zuck - weg war meine Hand und der Narkosearzt hat kurz geflucht "Jetzt ist die Vene im A..., nun müssen wir in den Arm". Peinlich, aber ich hab vergessen ihm zu sagen, dass ich bei Nadeln immer das Weghüpfen anfange.... Da ich noch nicht angeschnallt war, hat die Narkoseschwester meinen Arm leicht fest gehalten und ich hab mich sehr zusammen gerissen, Augen fest zugekniffen und dann saß die Nadel - war auch gar nicht schlimm.


Dr. Bouda habe ich dann noch gefragt, ob er denn nicht im Sitzen oder Stehen anzeichnet und ob das nicht schlecht ist nur im Liegen... Er hat es mir nicht übel genommen, hat gelacht und gemeint, alles zu seiner Zeit. Kurz danach sollte ich mich dann hinsetzen und er hat seine Zeichnung begutachtet, vermessen und noch etwas weiter gekritzelt und dann sollte ich mich wieder hinlegen. Der Narkosearzt sagte dann, "Jetzt geht es los!!!" - Kleiner Einwand von mir "Und was ist, wenn ich mitten drin aufwache?" - Er: "Keine Angst, das kann nicht passieren!" - Ich: "Und wenn doch? Kriegen Sie das mit?" - Er: "Auf jeden Fall!!!"


UND WEG WAR ICH - das ist meine letzte Erinnerung! Dabei wollt ich doch vorher nochmal in diese schönen dunkelblauen Augen von Dr. Bouda versinken...

 

Die erste Erinnerung habe ich erst wieder im Zimmer, ich sah zwei Krankenschwestern an meinem Bett stehen, die mich anlächelten. Ich sah mich um, wo ist mein Freund? Er war nicht da. Erster Gedanke "Stalli ist nicht da, die Kinder müssen Bescheid bekommen" und irgendwie konnte ich mit den Fingern mein Handy auf dem Nachttisch erwischen, rief meine Kinder an (aber was genau gesprochen wurde, weiß ich nicht mehr, das haben sie mir erst hinterher erzählt) und schickte danach meinem Freund eine SMS "Bin da". Damit hab ich ihn ganz schön geschockt, denn so früh hatte er mich nicht zurück erwartet. Die OP hat ca. 45 Minuten gedauert, wie sich dann heraus gestellt hatte. Er kam auch gleich und sah mich ganz besorgt an, aber mir ging es gut. Weh getan hat mir nichts, ich fühlte mich nur so unbeweglich und steif und schläfrig.

So hab ich immer wieder mal gedöst, mich mit ihm unterhalten und er war die perfekte "Krankenschwester"!!! Er erledigte dann noch weitere Pflichtanrufe und SMS, dass es mir gut geht und alles überstanden ist, und mit meiner Freundin habe ich dann auch selbst telefoniert. Er gab mir immer wieder mal was zu Trinken und fragte immer nach, ob mir was fehlt, ob es mir auch wirklich gut geht. Irgendwann kam der Narkosearzt vorbei und sah nach mir. Danach musste ich wieder mal für kleine Mädchen und mein Freund flitzte vor zu den Schwestern um sie zu holen. Er kam zurück, schüttelte den Kopf, der Narkosearzt hat ein Aufstehen erst in 2 Stunden erlaubt, ich bekomm eine Schüssel. Kurz darauf kamen zwei Schwester, aber ohne Schüssel und hievten mich hoch zum Sitzen, ich durfte also doch selber. Wow, die Welt dreht sich echt schnell... Der erste Gang brachte den Kreislauf ganz schön ins Schleudern, aber ich wurde von beiden Seiten gestützt und schaffte den Weg. Dort saß ich dann ganz erleichtert, aber leider waren die Arme viel zu kurz zum Abwischen. Hat dann mein Freund für mich übernommen (wie auch während der Nacht und am nächsten Tag), auch das Aufstehen gestaltete sich schwieriger als gedacht und er brachte mich zurück zum Bett und legte mich rein - immer unter Beobachtung der echten Krankenschwester.
 

Obwohl ich so eine perfekte "Privatschwester" (naja, eher -bruder) hatte, kam ständig eine Schwester zum Nachsehen, Infusionen auswechseln, Schmerzmittel nachspritzen usw. Auch nachts, der perfekte Service! Die Schwestern waren alle sehr, sehr nett, auch wenn die Verständigung nur kurz und knapp war. Vor allem die Nachtschwester war ein Schatz, so lieb und besorgt, sie streichelte mir immer die Wange und lächelte mich aufmunternd an (dabei ging es mir ja gar nicht schlecht). Ich fühlte mich die ganze Zeit sehr gut umsorgt und aufgehoben! Mir ging es nicht wirklich schlecht, nur beim Aufstehen und Hinlegen hab ich es heftig gespürt, wenn sich die Brustmuskeln automatisch angespannt haben (ist wie ein sehr schlimmer Muskelkater und ich spürte zum ersten Mal, dass man bei jeder Bewegung auch die Brustmuskulatur automatisch anspannt). Die Nacht war nicht besonders gut, denn ich konnte irgendwann nicht mehr schlafen, war hellwach und die Zeit verging wieder im Schneckentempo. Meine "Privatschwester" schlief natürlich immer wieder ein, ermahnte mich aber immer, ihn zu wecken, wenn ich was brauche. Das tat ich dann auch "Stalli, ich hab Durst", "Stalli, ich muss mal" usw. Der Ärmste zuckte immer schuldbewußt hoch, wenn er mich hörte und war voller schlechtem Gewissen, dass er doch eingeschlafen ist und gab mir entweder etwas zum Trinken oder half mir beim Aufstehen usw.


Um halb Drei gab es dann kein Halten mehr für mich, ich wollte raus aus dem Bett, konnte nicht mehr liegen und wollte unbedingt eine Zigarette rauchen (furchtbar, ich weiß). Ganz aus dem Zimmer und Krankenhaus traute ich mir noch nicht zu, war noch zu wackelig auf den Beinen, und so hab ich am offenen Fenster im Krankenhaus, auf der Kinderstation, eine geraucht...
Jaja, die Erde drehte sich extrem schnell... und so wollte ich dann doch wieder ins Bett.


Irgendwie ging die Nacht dann doch noch rum und morgens musste ich wieder mal für kleine Mädchen und plötzlich ging gar nichts mehr. Beim Aufsetzen hatte ich so heftige Schmerzen, ich war total verkrampft und es ging nicht mehr vor und zurück und mein Herzallerliebster sah mich ganz verzweifelt an, dachte er hätte mir weh getan, aber die Schmerzmittel ließen wohl nur nach. Ich fuhr ihn an, er soll sofort die Schwestern holen, sonst mach ich ins Bett und er rumpelte auch gleich los. Mit den Schwestern ging es dann so einigermaßen, aber trotzdem mit viel Aua. Ich verlangte eine neue Schmerzspritze, aber sie meinten, ich hätte alle 6 schon bekommen, mehr geht nicht. Verzweiflung pur! Doch ich bekam eine Tablette, die hat auch schnell gewirkt *uff*. Kurz danach gings mir dann wieder besser und als das Frühstück kam (Hefezopf und ein beige gefärbte Milch), hat mich nichts mehr gehalten, ich wollte endlich etwas laufen und vor allem einen KAFFEE trinken!

 

Also hat mich meine "Privatschwester" gestützt und wir sind mit dem Aufzug nach oben gefahren und aus der Klinik raus - was tat die frische Luft gut! Zu meiner großen Freude sahen wir auf einer Bank zwei Leidensgenossinnen (Naddi und Svetlana) sitzen und Stalli hat mich dort abgeliefert, ist zurück, um für uns alle Kaffee aus dem Automaten zu holen. Somit war er der Retter an diesem Morgen auch für die beiden anderen, hatte sie doch keine Kronen dabei und somit auch keinen Kaffee.

Den Vormittag haben wir dann mit Hinlegen, Ausruhen, Herumlaufen, rausgehen, uns gegenseitig besuchen verbracht. Einmal trafen wir unterwegs Dr. Bouda und Radka, die gerade die Implantats-Pässe verteilten. Er gab mir meinen gleich auf dem Gang und ich schaute neugierig nach, was ich denn nun wirklich drin hab: BOAH, doch 305 ml!!! Dr. Bouda meinte nur ganz lässig und lachend "Klar 305, was sonst?". Er fragte noch, ob ich den Verband jetzt abhaben oder noch warten möchte. Ich wollte lieber warten (keine Ahnung warum, war wieder ein Bauchgefühl) und er kündigte die Verbandsabnahme gegen Mittag an, er kommt dann auf mein Zimmer.

 

Gegen Mittag wollten wir noch mal unsere Leidensgenossinnen besuchen und trafen wieder Dr. Bouda und Radka, die den beiden kurz vorher ihre Verbände abgenommen hatten. Wir sollten aufs Zimmer, da ich nun an der Reihe wäre, also zurück gewackelt, er im Schnellschritt voraus - da hab ich dann gesehen, er ist gar nicht so zierlich wie einige sagen, er hat ganz schön breite Schultern und sehr durchtrainierte Ober- und Unterarme: knackiges Figürchen. Er hielt uns dann noch die Türen auf und dann ging es im Zimmer auch schon los. Er schnitt den Verband am Rücken auf, ich hielt vorne was das Zeug hielt, hatte Angst, da hüpft was davon. Ich war sehr nervös, hoffte, dass es nicht zu schlimm aussah. Er öffnete meinen BH, aber da ich meinen Busen so fest hielt, konnte er nicht mehr weiter öffnen, lachte wieder und meinte, ich soll lieber die beiden untersten Haken selbst öffnen. Mit zittrigen Händen tat ich das auch und plötzlich hatte ich das Gefühl, es hängen irre Gewichte am Busen und es sackt alles mindestens bis Australien runter!!! Verdammt, war das unangenehm! Kein eigentlicher Schmerz, aber ich hatte das Gefühl, die Schwerkraft ist extrem stark. Also schnell wieder die Hände hin und wenigstens mit den Fingern fest gehalten, damit Dr. Bouda wenigstens sein "Werk" begutachten konnte!!! Naja, nur sah ich so relativ wenig vom Ergebnis. Dr. Bouda nahm die Pflaster ab, strich die Wunden mit Jod ein und klebte über die Schnitte neue Kompressen. Dann sah er sich sein Werk an und nickte zufrieden, alles ok! Mein Freund sah bis dahin ziemlich ängstlich aus, doch dann sah ich ein Leuchten in seinen Augen und sein anfängliches leichtes und unsicheres Grinsen wurde immer breiter. Es sah anscheinend nicht schlecht aus und so nahm ich vorsichtig die Hände weg und schaute selbst mal nach. Oh, sind die groß und rund!!! Dr. Bouda meinte dann zu meinem Freund, nun könne er mal fotografieren und betrachtete uns mit leichtem Lächeln wie kleine Kinder. Was er sich wohl in diesem Moment gedacht hat? Ich war aber nach ein paar Sekunden heile froh, alles wieder einpacken zu können, irgendwie war die Schwerkraft schon immens! Dann hat uns Dr. Bouda noch die weitere Wundversorgung erklärt und erzählt, wie die OP verlaufen ist, dass ich keinerlei Probleme hatte und dass es für ihn sehr einfach war. Wie im Beratungsgespräch schon erklärt, habe ich selbst auflösende Fäden bekommen und das Legen von Drainagen war nicht notwendig – und wir waren wir offiziell entlassen, bekamen noch 2 Packungen mit Schmerzmitteln und konnten uns aber Zeit lassen, hätten auch noch den Tag über bleiben können. Doch wir wollten die Klinik nun verlassen und so packten wir langsam ein, wollten uns von Naddi und Svetlana noch verabschieden, trafen aber nur noch Svetlana an, Naddi hatte die Klinik schon verlassen.

 

Es war zum Teil schwierig ins Auto zu steigen und dann doch wieder leicht, wie in der Folgezeit nahm ich eine automatische Schonhaltung ein, auch das Laufen war eher sehr langsam. Wir sind gleich in die Pension gefahren, die direkt neben der Klinikzufahrt liegt. Wir hatten im Vorfeld schon geplant noch 2-3 Tage in Domazlice zu bleiben, was ich auch jedem empfehlen möchte!!! Man ist vor Ort, wenn es Komplikationen geben sollte, Radka ist immer ansprechbar und per Handy zu erreichen, Dr. Bouda ist zwar in Pilsen unter der Woche, dort ist man jedoch schnell per Auto, und falls ein Notfall ist, ist die Ambulanz des Krankenhauses da. Außerdem ist so ein kleiner Erholungsurlaub nicht schlecht, mir hat er sehr gut getan.


In der Pension (sehr schönes, neues Haus) wurden wir von Frau Krenova schon erwartet, sie kam uns entgegen und führte uns in unser hübsches, geräumiges Zimmer, zeigte uns den Frühstücksraum und fragte nach unseren Frühstückswünschen und wann sie alles anrichten soll. Wir richteten uns im Zimmer ein, ich hielt noch ein kleines Nickerchen (die ersten Tage war ich immer nach ein paar Stunden müde und musste mich hinlegen) und dann fuhren wir wieder zum Marktplatz, um essen zu gehen. Frau Krenova, die Pensionswirtin, ist übrigens super nett und total lieb und hilfsbereit!!! Wir trafen auf dem Marktplatz zufällig auf Svetlana und ihre Familie, und erfuhren, dass auch sie noch ein paar Tage bleiben, allerdings in einer anderen Pension. Wir tauschten unsere Handynummern aus und wollten uns treffen, um mal zu quatschen und was zu trinken. Das haben wir dann auch jeden Tag gemacht, war richtig schön, wir verstanden uns alle miteinander sehr gut und haben einiges miteinander unternommen.

 

Von den Schmerzen her wurde es jeden Tag besser. Als der Verband erstmal ab war, ging es mir wesentlich besser, auch die Bewegungs- und Atemfreiheit nahm zu. Ich hatte zwar nie den "berühmten Elefanten" auf der Brust sitzen, doch etwas kurzatmig war ich schon mit dem Verband. Es war und ist erstaunlich, wie schnell die Fortschritte kamen. Was ich morgens noch nicht konnte, ging abends plötzlich. Was abends nicht ging, ging morgens usw. Nur morgens nach dem Aufstehen war es die ersten 3 Tage unangenehm, dann ging es aber. Es gab einen Trick, um vom Liegen ins Sitzen zu kommen: Bauchmuskeln anspannen und langsam ins Sitzen kommen. Hat super funktioniert, das hätte man mir vorher mal mitteilen sollen.

 

Am Montag (2. Tag nach OP) hatte ich plötzlich einen leichten stechenden Schmerz links vom linken Busen. Wir sahen nach und entdeckten eine Druckstelle von der BH-Naht. Leider nahm das Stechen dann aber zu und obwohl wir ein weiches Papiertaschentuch unterlegten, wurde es schlimmer statt besser. Am Dienstag Morgen, 3. Tag, war es so heftig, dass mir regelrecht schlecht wurde. Bei jeder Bewegung hatte ich das Gefühl mir sticht  jemand ein Messer an dieser Stelle rein und dreht es langsam um. Frau Krenova war besorgt, rief Radka an und Radka riet sich an Dr. Bouda zu wenden. Auch das hat Frau Krenova übernommen (sie ist ein Schatz) und übergab mir dann ihr Telefon. Dr. Bouda sagte mir, das klingt nicht nach einem Problem, er schließt einen Bluterguss und eine Entzündung aus. Aber wenn wir möchten, schaut er es sich gerne an, wir müssten aber zu ihm nach Pilsen in die Uni-Klinik kommen, sollten gegen 13 Uhr dann da sein. Frau Krenova erklärte uns noch den Weg zur Uni-Klinik und wir haben sie dann auch auf Anhieb gefunden! Wir fanden beide die Beschreibung der Uni-Klinik nicht so schlimm wie sie in zahlreichen OP-Berichten beschrieben war, klar ein typischer Plattenbau, aber sauber und nicht so alt, wie ich vorher dachte. Bei uns in Nürnberg z.B. sieht das alte Klinikum schlimmer aus!!!
Durch die vorherigen Foren-Berichte hatte ich noch die Beschreibung im Kopf, in welchem Gebäude Dr. Bouda zu finden ist und fanden das richtige Gebäude auch gleich auf Anhieb (auch hier hatte sich das intensive Studium im Forum wieder als sehr hilfreich erwiesen). An der Information wurde uns der Weg in den 6. Stock erklärt und als wir oben angekommen waren, verständigte eine Krankenschwester Dr. Bouda, der dann auch nach nur ein paar Minuten kam. Er wirkte zwar in ziemlicher Eile, aber er war freundlich und hat sich alles angesehen und mich abgetastet, hat sich gründlich Zeit genommen - fanden wir toll! Er hat auch die Wunden nochmal versorgt und sein Werk nochmals begutachtet und erneut vermessen. Er konnte uns dann beruhigen, ich habe doch relativ große Implantate für meinen Brustkorb und das spüre ich nun natürlich, das ist ein typischer Nervschmerz, da muss jetzt die Zeit ihr übriges tun. Erneut machte er wieder einen kleinen Scherz, er könnte sie ja wieder entfernen. NEIN, sagten wir beide aus einem Mund und er amüsierte sich über uns. Er wünschte noch einen weiteren guten Verlauf, wir sollten uns Pilsen ansehen und weg war er auch schon wieder.

Beruhigt fuhren wir wieder zurück nach Domazlice, erstmal ausruhen. Der Schmerz wurde dann auch von Tag zu Tag wirklich besser und war nach 4 Tagen (1 Woche Post-OP) vollkommen verschwunden!


Mein Fazit: Ich kann alles nur wärmstens empfehlen!

 

Dr. Bouda ist sehr nett, sehr gewissenhaft und wirkt sehr kompetent. Jedoch sollte man sich gut vorher informieren über die eigene Vorstellung und Wünsche (Größe, Form) und ihn im Gespräch fordern, ansonsten bekommt man vielleicht das Gefühl alla Fließbandarbeit. Er ist anfangs etwas gehemmt, muss sich wohl selbst auf sein Gegenüber erst einstellen und deshalb wahrscheinlich etwas kurz und knapp in seinen Erklärungen. Da half bei uns nur Fragen, Fragen und nochmals Fragen und er wurde lockerer und ging auf alle Fragen ein und erklärte wirklich gut.
Radka
ist sehr nett, fröhlich und hilfsbereit, am Entlassungstag bekam wir alle von ihr bzw. von der Agentur eine langstielige Rose überreicht. Als Ansprechpartnerin war sie immer da!

Die Agentur ist nur lobenswert zu erwähnen! Sie waren auch immer als Ansprechpartner da, haben die ganze Organisation übernommen, alle Fragen, die ich im Vorfeld hatte, abgeklärt und haben sogar nach ein paar Tagen angerufen, um sich zu erkundigen wie es gelaufen ist, ob es Probleme gibt usw. Alle Telefonate mit der Agentur klingen sehr persönlich, freudig (nicht schleimig) wird man am Telefon mit Namen begrüßt und auch in zahlreichen Gesprächen nach der OP wurde immer sofort nachgefragt, ob alles in Ordnung ist, wie ich mich fühle usw. Gerade Frau Grabler erzählte auch sehr viel und redet einfach gerne über Dr. Bouda.

Die Klinik in Domazlice ist einfach nur schön und auf dem neuesten Stand, alles sehr sauber, modern und zweckmäßig. Die Betreuung durch die Krankenschwestern war einfach top!

Das Hotel Kristof Kolumbus war nicht schlecht, doch für den Preis war das Zimmer doch sehr klein. Das Essen im Hotelrestaurant war sehr lecker und günstig und das Personal war sehr nett.

Die Pension Krenova ist absolut zu empfehlen, die Zimmer (wirken eher wie 1-Zimmer-Appartements) sind gemütlich und sauber, hell und freundlich eingerichtet, das Badezimmer großzügig, hell und sehr mordern, und Frau Krenova ist sehr nett und auch sehr hilfsbereit. In den hübsch angelegten, großzügigen Garten darf man sich auch aufhalten. Die ganze Pension (bis auf den Garten und Balkons) ist rauchfrei, was ich jedoch sehr gut finde. Auch zu den Nachsorgeuntersuchungen wurden wir dort wieder herzlich und nett aufgenommen.

Kleiner Tipp um Kosten zu sparen: Beim Hotel und Pension muss man jedoch wissen, dass bei einer Buchung über die Agentur die Preise sehr teuer sind für die Tschechei, da ein Teil der Übernachtungskosten an die Agentur als Vermittlungsgebühr geht. Bucht man die Zimmer direkt (also nicht über die Agentur), dann bezahlt man wesentlich weniger!

 

Auch nach Wochen muss ich auch immer wieder mal nachschauen und auch an meinen Busen langen. Irgendwie glaub ich das Ganze immer noch nicht... 25 Jahre bin ich relativ flachbrüstig durchs Leben gegangen und plötzlich habe ich sehr weibliche Formen. Dieses Gefühl, wenn es mir in dem Augenblick bewusst wird, ist einfach nur pure Freude!

 

Nach 4 Wochen war es Zeit für die erste Nachsorge und ich entschied mich diese wieder von Dr. Bouda durch führen zu lassen. Wir machten wieder einen kleinen Kurzurlaub daraus, da es uns sehr gut dort gefallen hat. Wieder haben wir ein Zimmer bei Frau Krenova gebucht und machten von dort aus Ausflüge und vor allem einkaufen, einkaufen und einkaufen (die Preise von Kleidung, BHs, Oberteilen und Tops mit Dekolletes, aber auch Lebensmittel in den Supermärkten, sind sehr günstig im Vergleich zu uns).

Mitte April 2006